

“Im Urwald, da sind die Sitten rau. Besonders, wenn Hilde wach ist.” – Dschungelweisheit, vermutlich von einem sehr nervösen Makaken.
Es war einmal ein friedlicher Morgen im Regenwald von Borneo. Die Sonne kroch träge durch das Blätterdach, Vögel zwitscherten, und selbst die Makaken schienen ausnahmsweise mal halbwegs zivilisiert.
Ich dachte: „Was für ein Paradies.“
Und dann… wackelte ein Ast.
Und dann noch einer.
Und dann flogen die ersten Beleidigungen – nonverbal, aber mit Nachdruck.
Hilde war da.
Eine Orang-Utan-Dame mit der Geduld eines geplatzten Luftballons und dem Temperament einer Koffein-überdosierten Bananenverkäuferin.
An ihrer Seite: ihr Baby. Zuckersüß, aber leicht nervös. Verständlich.
Hilde mochte heute niemanden.
Makaken?
„Ihr nervt schon, wenn ihr atmet.“
Ein anderes Orang-Utan-Weibchen?
„Wag es ja nicht, mich anzulächeln.“
Ein Eichhörnchen?
Nur noch ein falscher Blick – und es hätte als Mütze geendet.
Ich stand da mit der Kamera, nervös wie ein Praktikant bei „Germany’s Next Tarzan“.
Während die meisten Orang-Utans sich wie die buddhistischen Zen-Meister des Regenwalds geben – schaukelnd, schmatzend, selig – war Hilde das genaue Gegenteil: eine pelzige Naturgewalt mit klaren Grenzen und einer schroffen Meinung zu allem. Eine Tropendiva mit Wut im Herzen und Baby im Arm.
Und das Schönste? Genau wie wir Menschen tragen auch diese roten Riesen ihre Eigenarten zur Schau. Es gibt Sanfte, Schüchterne, Träumer – und eben Hildes. Wesen mit unschönem Charakter, Haltung und… schlechter Laune vor dem Frühstück.
Hier ist sie: die wilde Hilde – Dschungeldiva, Stimmungskanone, ungewollter Star meines Tages, ungeschminkt, ungebremst, unvergleichlich.
Und ja, ich habe es gewagt, sie zu fotografieren. Aber aus sicherer Entfernung.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.


