

Zähne zeigen ohne Blutvergießen – die Kunst des gelassenen Konflikts
In den Bergen Äthiopiens, dort wo die Luft dünn und das Gras grün leuchtet, leben Wesen, die uns Menschen auf eine charmante Weise den Spiegel vorhalten: die Geladas – auch Blutbrustpaviane genannt.
Ich habe sie vor ein paar Wochen in ihrem natürlichen Reich in Äthiopien beobachtet, als zwei Männchen lautstark und mit beeindruckender Theatralik aneinander gerieten. Die Lippen hochgezogen, das Zahnfleisch leuchtend rot, die Zähne furchteinflößend gebleckt – ein Schauspiel der Emotionen. Doch wer genauer hinschaut, erkennt: Es ist mehr Theater als Krieg.
Denn diese stolzen Paviane wissen, dass ein echter Kampf selten etwas Nützliches hervorbringt. Sie drohen, sie schimpfen, sie fletschen, sie machen Lärm – und am Ende trotten sie friedlich auseinander. Keine Wunden, kein Blut, kein Drama. Nur ein bisschen gekitzelter Stolz.
Wie anders dagegen ihre Verwandten im Süden! Die Bärenpaviane im südlichen Afrika, stärker, aggressiver, von Machtspielen getrieben. Ihre Auseinandersetzungen enden oft blutig – mit echten Verletzungen, gebissenen Gliedmaßen und manchmal sogar dem Tod.
Und während man dort das Drama des Überlebens spürt, regiert bei den Geladas eher die Kunst des Ausweichens. Sie zeigen uns, dass wahre Stärke oft im Frieden liegt – nicht im Sieg.
Vielleicht sollten wir Menschen uns öfter eine Scheibe von diesen zotteligen Philosophen abschneiden. Wenn das nächste Mal jemand laut wird, angriffslustig oder überheblich: Einfach die „Lippen hochziehen“, ein bisschen Drohgebärde – aber dann lächeln, tief durchatmen und weiterziehen.
Denn manchmal ist der klügere wirklich der, der nicht kämpft.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen!
