

Das Schopfperlhuhn und die Kunst der wilden Frisur
Es gibt Momente auf meinen Fotoreisen, in denen die Wildnis selbst beginnt, Scherze zu machen – und manchmal stehen dafür Vögel Modell, die aussehen, als hätten sie sich vor der Aufnahme heimlich unter eine Steckdose gestellt. Genau so ein Moment ereignete sich, als mir in Südafrika dieses Schopfperlhuhn vor die Linse lief. Oder besser gesagt: vor die Linse tanzte. Denn wer eine derartig extravagante Frisur trägt, bewegt sich grundsätzlich mit dem Selbstbewusstsein eines Modeikons, das gerade vom Laufsteg kommt.
Die meisten Besucher Afrikas kennen die allgegenwärtigen Helmperlhühner, die wie aufgescheuchte Perlenkugeln durchs Buschland flitzen. Doch ihre schickeren, rareren Cousins – die Schopfperlhühner – bringen ein Stilbewusstsein mit, das selbst in der Savanne auffällt. Ihr Kopf schmückt eine zerzauste, dichte Locke, die irgendwo zwischen königlicher Haarkrone und Rocker-Frisur der 80er Jahre schwebt. Und obwohl der Look anmutet, als hätte man ihn mit einem Handmixgerät gestylt, strahlen diese Vögel eine charmante Eleganz aus, die man ihnen nicht absprechen kann.
Für dieses Foto lag meine Kamera sprichwörtlich auf Augenhöhe mit den Protagonisten. In einem unterirdischen Fotoversteck sitzend konnte ich ihren kleinen Kosmos aus der Perspektive eines Krümels betrachten. Solche Verstecke erlauben es uns Fotografen, die Tiere nicht nur zu sehen, sondern ihnen wirklich zu begegnen – auf gleicher Ebene, ohne Distanz, ohne Überlegenheit. Und plötzlich wird selbst ein kleines Schopfperlhuhn zu einem Charakter, einem Individuum, einem Wesen mit Persönlichkeit.
Während der eine Vogel neugierig den Boden untersuchte, als würde er nach verlorenen Stylingprodukten fahnden, schielte der zweite misstrauisch in meine Richtung – vermutlich unsicher, ob ich ebenfalls eine seltsame Frisur trage und ob sich vielleicht ein gemeinsames Foto lohnen würde. In solchen Augenblicken wächst der Respekt vor diesen Geschöpfen, die uns mit ihrer Natürlichkeit, ihrem Humor und ihrer stillen Würde erinnern, warum wir reisen, warum wir fotografieren, warum wir staunen.
Für Fotografen sind solche Begegnungen ein kleines Geschenk. Für Reisende sind sie ein stiller Hinweis darauf, dass die Welt voller Überraschungen steckt – und dass selbst ein Vogel zeigen kann, wie viel Charakter in einem einzigen Blick stecken kann.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen!
