

Wenn alte Seelen moderne Wege finden.
Ein Priester steht im Halbdunkel einer 850 Jahre alten Felsenkirche von Lalibela.
Sein weißes Gewand leuchtet im sanften Licht.
In der einen Hand hält er ein Kreuz, in der anderen – ein Smartphone.
Er spricht leise, fast ehrfürchtig, als wolle er Gott selbst anrufen. Vielleicht tut er es ja auch – nur diesmal über ein Mobilfunknetz.
Die alten Kirchen von Lalibela sind Wunderwerke der Zeit – aus dem Fels geschlagen, tief verwurzelt in Glauben und Geschichte. Seit Jahrhunderten leben und beten hier Priester und Mönche, ihre Tage sind geprägt von Ritualen, Gesängen und dem Duft brennender Myrrhe. Doch selbst in diesen heiligen Mauern flackert inzwischen das Licht der Moderne – in Form eines Displays, das heller strahlt als manche Kerze.
Ein alter Priester erzählte mir heute lächelnd eine Geschichte, die sinnbildlich für diesen Wandel steht:
„Früher“, sagte er, „kam die Botschaft Gottes durch den Wind, durch Zeichen am Himmel oder durch das Wort eines Engels. Heute kommt sie durch WhatsApp.“
Und dann lachte er – dieses warme, weise Lachen, das nur Menschen haben, die viele Sonnenaufgänge gesehen haben und gelernt haben, mit der Zeit zu tanzen, statt sich gegen sie zu stemmen.
Vielleicht ist das die wahre Kunst des Lebens – den Wandel zu umarmen, ohne die Wurzeln zu vergessen.
Das Heilige und das Profane, das Alte und das Neue – sie begegnen sich in diesen Felsenkirchen wie zwei alte Freunde, die sich zufällig in einer neuen Welt wiederfinden.
Wer weiß – vielleicht hat auch Gott inzwischen WLAN-Empfang.
Ich sende Euch einen herzlichen Gruß aus Äthiopien zu und wünsche Euch eine baldige Fotoreise mit uns.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen!










