

Fliegen auf der Löwennase – eine Lektion über Macht und Demut.
Gestern saß ich in Südafrika, umgeben von dem trockenen Duft des Busches, und beobachtete den König der Tiere. Vor mir ruhte ein mächtiger Löwe – majestätisch, stark, von einer Aura umgeben, die Respekt einfordert. Sein Blick schien tief in die Seele des Himmels zu reichen. Doch auf seiner imposanten Nase tanzten Dutzende winziger Fliegen.
Sie störten ihn. Man sah es an seinem Zucken, an dem leichten Kopfschütteln, an dem ungeduldigen Wedeln seines Schweifes. Hier lag er, der Herrscher über Elefantenknochen und Antilopenherden, und konnte sich nicht gegen die kleinsten Geschöpfe wehren.
Dieser Anblick war mehr als nur ein fotografischer Moment – er war ein Gleichnis für das Leben. Wir Menschen neigen dazu, Macht, Erfolg oder Ruhm mit Unverletzbarkeit zu verwechseln. Wir glauben, dass Größe uns über die kleinen Plagen des Alltags erhebt. Doch die Wahrheit ist schlicht: Niemand ist frei von Herausforderungen. Nicht der Löwe, nicht wir.
Vielleicht liegt gerade darin die schönste Weisheit. Egal wie groß, wie stark oder wie bewundert wir sind – das Leben erinnert uns immer wieder daran, dass wir Teil desselben Kreislaufs sind wie alles andere. Selbst die „Könige“ unter uns haben ihre Fliegen.
Und so fotografierte ich diesen prachtvollen Löwen, dessen goldene Mähne im warmen Nachmittagslicht glühte, während kleine Fliegen über sein Gesicht huschten. Ein Bild, das nicht nur seine wilde Schönheit zeigt, sondern auch die stille Botschaft trägt: Stärke bedeutet nicht Abwesenheit von Problemen. Wahre Größe zeigt sich darin, wie gelassen wir sie ertragen.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.