

Manchmal, mitten im dampfenden Dschungel Borneos, wenn der Morgennebel noch wie ein flüchtiger Gedanke zwischen den Ästen hängt, geschehen kleine Wunder – und man sieht fliegende Nasen.
Oder sagen wir: Nasenaffen. Diese wundersamen Geschöpfe, ausgestattet mit Gesichtern wie Karikaturen eines besonders entspannten Großonkels, springen mit einer Grazie, die jedem Balletttänzer Tränen der Rührung in die Augen treiben würde. Ihre Nasen wippen im Takt des Windes, während sie von Baum zu Baum fliegen – nicht hüpfen, nicht hangeln, nein: fliegen.
Denn genau so wirkt es. Als hätten sie vergessen, dass sie Primaten sind. Als hielten sie sich für pelzige Vögel, die lieber das Geäst als die Lüfte umarmen. Ihr Sprung ist ein Gedicht – ein lebendiger Vers zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Wurzelwerk und Sonnenstrahl. Der Moment, in dem ein Nasenaffe sich vom Ast löst, ist wie ein philosophischer Gedanke: er steht in der Luft, schwerelos und doch voller Bedeutung.
Und dann dieser Blick! Ein Ausdruck irgendwo zwischen kindlicher Neugier und abgeklärtem Dschungel-Weisheitslehrer. Man meint fast, sie zwinkern einem zu, als wollten sie sagen: „Lass los. Spring einfach. Das Leben trägt dich schon.“
Ich habe sie beobachtet, eingefangen mit der Kamera – nicht als Jagd, sondern als stille Hommage. Bild für Bild ein Lobgesang auf die Freude am Sein. Ihre Bewegungen erzählen mehr über Freiheit, als viele Bücher es könnten. Und über Humor: denn wie kann man diese langen Nasen, diese gemütlichen Bäuche und die schlaksigen Gliedmaßen sehen, ohne zu schmunzeln?
Vielleicht sind Nasenaffen die Clowns des Dschungels – doch mit der Würde alter Zen-Meister. Und wer ihnen beim Springen zuschaut, der beginnt zu verstehen: Auch das Komische kann erhaben sein. Auch das Groteske kann anmutig sein. Und manchmal sind es gerade die lustigen Wesen, die uns das meiste über Leichtigkeit lehren.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.









