

Manche Wunder flüstern, bevor sie sichtbar werden. Sie kommen nicht laut, nicht mit Paukenschlag – sondern auf leisen Pfoten, durch grüne Schatten, mit dem Atem des Waldes und dem Herzschlag der Stille. Es gibt Begegnungen, die sind mehr als nur ein Moment. Sie sind ein Echo – ein Flüstern der Welt, das genau zur richtigen Zeit das Herz berührt.
Heute hat sich ein Traum erfüllt. Ein tiefer, alter Traum.
Inmitten des dampfenden Grüns von Borneo, dort, wo das Leben in Schichten aus Licht, Schatten und Atem wohnt, trat sie plötzlich hervor: Eine Orang-Utan-Mutter – still, würdevoll, mit einem kleinen Wesen an ihrer Brust, kaum vier Monate alt. Ein Bild aus Liebe. Ein Bild aus Ursprung. Ein Bild, das ich seit Jahren in mir trug.
Wir hatten sie nicht gesucht. Nicht erwartet. Die Makaken waren laut, verspielt, fast aufdringlich – das Chaos vor der Stille. Und dann: Sie.
Sie kam aus dem Nichts – oder vielleicht aus allem. Der Wald öffnete sich einen Spalt, als wollte er kurz sein Geheimnis preisgeben. Und ich war da. Mit meiner Kamera. Mit meinem Blick. Und mit einem Herzen, das sich kaum fassen konnte, was es sah.
Ich hatte diese Bilder längst in mir. Vor meiner Reise. Vor dem Flug. In langen Nächten des Träumens. Heute wurden sie Wirklichkeit. Nein – mehr als das: Geschenk. Vom Leben. Von der Natur. Von diesen Wesen, deren Seelen etwas in uns zum Klingen bringen, das wir längst vergessen glaubten.
Neun andere Orang-Utans durften wir zuvor sehen – kostbar, aber fern. Heute war anders. Heute war nah. Echt. Berührend. Heute war ich Fotograf und Kind zugleich. Staunend. Liebend. Verloren im Blick eines Wesens, das nichts fordert und alles gibt. Ich bin verliebt. In dieses Baby. In den Moment. In die Wildnis. Und vielleicht auch in das, was ich in mir gespürt habe – als wäre ich für einen Atemzug Teil des großen Ganzen geworden.
Heute hat mir der Dschungel seine Seele gezeigt. Und ich werde sie bewahren – in meinen Bildern, in meinem Herzen, in meinem Staunen.











