

„Manche tragen eine große Nase – andere lassen sie tanzen.“
Borneo. Der Dschungel dampft. Die Mücken tanzen. Und da sitzt er: der wohl aristokratischste Schnabelträger des Tierreichs – der Nasenaffe. Ein Wesen, dem die Evolution offenbar ein ausgeprägtes Faible für prominent platzierte Nasen anhängen wollte. Und was für eine Vorstellung er heute bot!
Ich filmte in Zeitlupe – aus reiner Neugier. Was ich erhielt, war ein surrealer Ballettakt, choreografiert von Mutter Natur und dirigiert von einem besonders saftigen Mangoblatt. Während der Primat in aller Seelenruhe kaute, entfesselte seine Nase ein Solo der Extraklasse: Sie wippte, schwankte, zitterte im Rhythmus der Kaumuskeln, als wolle sie selbst ein Wörtchen mitreden.
Die Szene hatte etwas zutiefst Künstlerisches. Wie eine Fledermaus in Zeitlupe im Wind, ein fliegendes Croissant mit Persönlichkeit. Ich schwöre, für einen Moment glaubte ich, das Ding formte Morsezeichen.
Zwischen Nasenwackeln und Kaugeräuschen offenbarte sich ein kleines Naturgedicht über die Schönheit des Grotesken. Die Langsamkeit verlieh der Szene eine epische Größe, als wäre dies kein hungriger Affe, sondern ein weiser Waldorfschüler, der über die Vergänglichkeit der Mango philosophiert.
Kurzum: Ich habe heute das Ballett der Borneo-Nase erlebt. Es war absurd. Es war schön. Es war Kunst.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.