

Das Duell zwischen Sigma 20–200mm F 3,5-6,3 und Tamron 25–200mm F 2,8-5,6
Es gibt Momente in der Fotografie, in denen nicht die absolute Perfektion zählt, sondern die Freiheit, ein Bild überhaupt einfangen zu können. Auf Reisen, während unserer Fotosafaris, ist es oft genau diese Freiheit, die über einen gelungenen oder verpassten Augenblick entscheidet. Und genau deshalb haben die beiden neuen kompakten Allround-Objektive von Sigma und Tamron meine Aufmerksamkeit geweckt.
In meinem Studio, unter kontrollierbaren Bedingungen, habe ich beide Objektive intensiv gegeneinander getestet. Immer wieder reproduzierbare Szenarien, identische Testmotive, gleiches Licht – ideale Voraussetzungen, um herauszufinden, welches von beiden sich besser für die Fotografie auf Reisen eignet.
Das Sigma 20–200mm bietet im unteren Bereich fünf Millimeter mehr Weitwinkel und eröffnet damit einen spannenderen Einstieg in die Szene. Die 20 Millimeter wirken weit, frei und großzügig – etwas, das man unterwegs oft zu schätzen weiß. Dennoch offenbart das Objektiv im unteren Brennweitenbereich eine sichtbar schwächere Bildqualität im direkten Vergleich zum neuen Tamron 25-200mm. Und sobald die feinen Details erst einmal fehlen, kann auch der schönste Bildwinkel diese nicht ersetzen.
Das Tamron 25–200mm startet zwar erst bei 25 Millimetern, bietet dafür aber eine höhere Lichtstärke und zeigt in meinen Tests eine klarere und präzisere Wiedergabe, besonders zwischen 25 und 50 Millimetern. In diesem Bereich ist das Tamron spürbar überlegen – und diese Schönheit in den Details hat mich letztlich überzeugt.
Beide Objektive glänzen im Zentrum mit hoher Schärfe und guter Auflösung. Zu den Rändern hin lässt die Qualität bei beiden nach, wobei das Tamron etwas stärker zu chromatischen Aberrationen neigt. Doch diese lassen sich in der Nachbearbeitung problemlos korrigieren. Am Ende bleibt ein Ergebnis, das für die Reisefotografie mehr als ausreichend ist.
Ein weiterer Vorteil des Tamron: Die Drehrichtung des Zoomrings entspricht der gewohnten Sony-Bedienlogik. Für uns Sony-Fotografen ist das ein angenehmer und praktischer Bonus, insbesondere wenn man im schnellen Moment intuitiv arbeiten muss. Beim Sigmaobjektiv dreht sich der Zoomring genau andersherum, was zu Irritationen führen kann.
Beide Objektive sind klein, leicht und erstaunlich flexibel – wertvolle Eigenschaften, wenn lange Reisetage, schnelle Reaktionen und kreatives Arbeiten gefragt sind. Festbrennweiten mögen eine höhere optische Perfektion liefern, doch sie verlangen auch nach Gewicht, Volumen und ständigen Objektivwechseln. Auf Reisen ist es oft nicht die theoretische Perfektion, die den Unterschied macht, sondern die Möglichkeit, in genau dem richtigen Moment bereit zu sein.
Für mich ist das neue Tamron-Objektiv ein ausgewogener, inspirierender Begleiter: scharf genug für hochwertige Ergebnisse, lichtstärker als das Sigma, angenehm kompakt und auch noch relativ günstig. Es vereinfacht die Arbeit, ohne sie zu begrenzen – ein Werkzeug, das Freiheit schenkt und Kreativität ermöglicht.
Ich hoffe, dass meine Einschätzungen meinen Freunden dabei helfen, sich ein klareres Bild von diesen neuen Objektiven zu machen – und vielleicht weckt das neue Tamron ja bei dem einen oder anderen zusätzliches Interesse. In wenigen Tagen nehme ich es mit nach Madagaskar, wo ich es auf unserer Reise auch unter realen Bedingungen ausführlich testen werde.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen!
