

Im ersten Licht des Tages, als Nebelschwaden noch zärtlich über den Kinabatangan-Fluss gleiten, begegneten wir einem Wesen, das wie ein Traum aus einer anderen Welt wirkt: dem Nashornvogel. Hoch oben, auf einem uralten Baum thronend, saß er – majestätisch, unbewegt, als wüsste er um seine königliche Erscheinung. Sein prächtiges Horn, das wie eine lebendige Krone auf seinem Haupt ruht, scheint nicht von dieser Welt. Es erzählt von alten Mythen, in denen Vögel Boten der Götter waren.
Als sich einer in die Lüfte erhob, zerschnitt sein Flug die Stille mit einem tiefen Rauschen – schwer und zugleich erhaben, wie das Schlagen der Zeit selbst. Kaum ein anderer Vogel, den ich in über drei Jahrzehnten auf dieser Erde gesehen habe, trägt solch eine Aura. Diese geflügelten Kronenträger gehören nicht nur zu den schönsten Vögeln unserer Welt – sie sind lebendige Gedichte.
Ihre Silhouetten am Himmel erinnern an Gravuren vergessener Königreiche. Ihre Blicke durchdringen das Dickicht, als ob sie mehr sähen als wir. Vielleicht wissen sie um die Zerbrechlichkeit ihrer Welt – und auch unserer.
In einer Zeit, in der das Flüchtige herrscht, wirken sie wie ein stiller Appell an das Bleibende. Schönheit, die sich nicht erklären lässt. Würde, die nicht erlernt werden kann. Heute Morgen, im Herz der Wildnis, hat uns der Nashornvogel gelehrt, was wahre Anmut bedeutet.
Die Schönheit der Natur ist kein Zufall – sie ist eine Erinnerung daran, dass das Erhabene immer noch unter uns lebt.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.





