

Blutrote Brust und majestätische Mähnen – im Reich der Geladas
Wenn die Sonne langsam hinter den zerklüfteten Gipfeln der Semienberge sinkt, erwacht eine Welt voller Ruhe, Kraft und sanfter Ordnung. Dort, hoch oben auf den grasbewachsenen Plateaus Äthiopiens, herrscht eine Gemeinschaft, die seit Jahrhunderten unverändert wirkt. Die Geladas – auch Blutbrustpaviane genannt – schreiten durch ihr Reich wie kleine Könige der Berge.
Angeführt von einem prächtigen Männchen mit leuchtend roter Brust und einer Mähne, die im Wind tanzt, zieht die Gruppe majestätisch durchs Gras. Hinter ihm stehen seine treuen Soldaten, stets wachsam, bereit, die Gemeinschaft zu beschützen. Frauen und Kinder folgen, friedlich, neugierig und voller Leben. Diese Tiere sind Vegetarier, doch ihr soziales Gefüge ist komplex, ihre Interaktionen tiefgründig und voller Geschichten. Jede Bewegung, jedes Spiel zwischen Mutter und Kind, jeder Blick des Anführers erzählt von einer Welt, in der Stärke und Fürsorge Hand in Hand gehen. Sie sind nicht nur äußerst interessante und fotogene Primaten, sondern auch äußerst unterhaltsam zu beobachten.
Stellt euch vor: Ihr sitzt mitten in den Semienbergen Äthiopiens, umgeben von einer Horde Blutbrust-Paviane, die aussehen, als hätten sie gerade einen Schönheitssalon für Mähnen besucht. Eine afrikanische Geschichte sagt, die Geladas lernten in den Bergen die Weisheit des Himmels.
Die Geladas lehren uns eine stille Philosophie: Stärke ist nicht nur Macht, sondern Verantwortung. Gemeinschaft ist nicht nur Nähe, sondern Aufmerksamkeit. Und Schönheit liegt nicht nur im Einzelnen, sondern im Miteinander. Wer das Glück hat, inmitten dieser Gruppen zu sitzen, spürt die Intimität dieser Bergwelt. Man kann sie aus wenigen Zentimetern fotografieren, ihr Grasrupfen beobachten, ihr Lachen hören, und dabei selbst Teil eines uralten Rhythmus werden.
Auf dieser Fotoreise ist es genau das, was ich suche: die Verbindung von Natur, Leben und der stillen Poesie der Berge. Und in zwei Tagen werde ich wieder zwischen diesen faszinierenden Tieren sitzen, die Kamera in der Hand, die Augen weit geöffnet für das, was uns die Semienberge lehren können.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen!
