
Von Benny

Ich wandere durch die Straßen von Porto, doch manchmal habe ich das Gefühl, ich gehe in einem endlosen Kreis. Nicht, weil ich mich verlaufen hätte – nein, das ist schwer möglich in dieser zauberhaften Stadt. Sondern weil mich die Schaufenster, Düfte, Logos und Fassaden in ein Déjà-vu nach dem anderen katapultieren.
Der Duft von frittierten Träumen, mit dem verführerischen Namen “McDonalds”, aus dem fernen Amerika, weht mir entgegen. Starbucks grüßt mich auf Englisch, Zara spricht mich auf Spanisch an, IKEA flüstert auf Schwedisch, aber alle meinen dasselbe: Kauf mich. Ich bin wie überall. Vertraut, genormt, globalisiert.
Ich könnte genauso gut in Lissabon, Leipzig, Los Angeles oder London stehen – die Szenerie bleibt gleich. Ein Smoothie in Plastik, Mode von der Stange, Burger mit Geschmacks-Garantie und ein Interieur, das bis zum geht nicht mehr genormt ist.
Was einst lokale Farben waren – bunt, schief, duftend nach frisch Gebackenem, gesprochen im Dialekt der Region – wird heute von homogener Kulisse überdeckt. Die Welt wird flach. Und zwar nicht nur geologisch, sondern ästhetisch, kulinarisch, kulturell.
Ich vermisse das Unperfekte, das Schrullige, das Einzigartige. Ich vermisse Tante-Emma und den vielfältigen Bazar. Ich vermisse den Laden, in dem man nicht einfach nur „eine Hose“ kaufte, sondern eine Geschichte dazu bekam: „Die hat meine Schwester genäht – aus Stoffresten aus dem Süden.“
Doch heute erzählen uns die Werbetafel aus Glas und LED-Schildern, was wir zu essen haben, wie wir zu riechen, uns zu kleiden, zu wohnen und zu denken haben.
Die große Gleichmacherei
Es ist nicht nur ästhetisch traurig, dass ein McDonald’s in Porto exakt gleich aussieht wie einer in Peking. Es ist wirtschaftlich dramatisch. Denn mit jeder Filiale eines Konzerns stirbt ein kleines Geschäft. Mit jedem Starbucks verliert ein unabhängiges Café seine Stammgäste. Mit jedem Zara zieht eine lokale Schneiderin den Rollladen endgültig herunter.
Und das Geld? Das fließt dorthin, wo die Buchhalter keine Fenster, aber viele Bildschirme haben – meist weit entfernt. Oft in Richtung USA. Nicht, weil ich etwas gegen Amerikaner hätte – ich liebe ihre Bluesmusik, ihre Filme, ihre Träume. Aber ich liebe auch Vielfalt. Und diese wird uns in kleinen, kaum sichtbaren Dosen täglich abtrainiert.
Der Widerstand beginnt mit einem Bogen
Ich persönlich mache einen großen Bogen um diese Appel Stores, Burger Kings und ähnliche Geschäfte. Nicht aus Wut, sondern aus Prinzip. Nicht, weil ich nichts mit ihnen anfangen könnte – sondern weil ich etwas anderes will. Etwas Echtes. Ich will den gerösteten Espresso von Carlos, der seine Bohnen selbst auswählt. Ich will die Hemden von Ana, die ihre Stoffe noch auf Märkten kauft. Ich will das Schiefe, das Krumme, das Handgemachte, das Herzenswarme.
Die Welt ist zu groß, um überall gleich zu sein.
Ich möchte nicht in jedem Flughafen, in jedem Shopping-Center und in jeder Innenstadt dieselben Geschäfte, mit derselben Ware und denselben Regalen vorfinden und ich weiß, ich bin nicht allein.
Also gehe ich weiter – durch Porto, durch die Gassen, wo noch der Wind Geschichten erzählt, und wo ich hoffe, dass irgendwo noch ein letzter kleiner Laden seine Tür offen hält – für Menschen, die suchen, was nicht genormt und global gleich ist.
Herzliche Grüße von Benny –
zwischen Gassen, Gedanken und dem Wunsch nach echter Vielfalt, wie einst lokale Farben