


Vor 22 Jahren fotografierte ich in Südafrika ein Lappenchamäleon – ein Wesen, das aussieht, als wäre es direkt einem Märchenwald entsprungen. Während ich mich mit meinem Makroobjektiv näherte, geschah etwas Faszinierendes: Das Tier wechselte seine Farben. Zuerst wurde es dunkel – fast schwarz, wie meine Kamera und mein Objektiv. Ein lebendiger Spiegel meiner Anwesenheit. Als ich still hielt und Abstand wahrte, wurde sein Körper allmählich grünlich – sanft und fast beruhigend, wie das Laub, in dem es sich bewegte. Hier teile ich zwei Originalbilder mit Euch – sie stammen direkt aus jenem Augenblick, in dem das Chamäleon mir seine Farben offenbarte.
Diese Farbwechsel waren keine Täuschung, sondern Überlebensstrategien – genetisch verankerte Werkzeuge, um sich der Umwelt anzupassen. Eine kluge Reaktion der Natur, die uns Menschen oft staunen lässt.
Und doch erinnerte mich dieses Chamäleon an etwas ganz anderes. An Menschen. An Politiker. An Parteien.
Auch unter uns gibt es Wesen, die ihre Farbe ändern – jedoch nicht, um zu überleben, sondern um zu gefallen. Um Zustimmung zu gewinnen. Um Macht zu behalten oder zu erlangen. Bei ihnen ist die Wandlung nicht naturgegeben, sondern kalkuliert. Kein Ausdruck von Anpassungsfähigkeit, sondern ein Spiel mit Masken.
Wir nennen sie Opportunisten. Menschen, deren Meinungen sich dem Wind beugen, je nachdem, aus welcher Richtung er gerade weht.
Während wir das Verhalten eines Chamäleons bewundern, weil es Ausdruck eines tiefen Einklangs mit seiner Umgebung ist, spüren wir bei menschlichen Chamäleons oft instinktiv Misstrauen. Denn ihr Wandel entspringt nicht dem Instinkt, sondern der Absicht.
Solchen Menschen begegnet man zwangsläufig im Leben auch im privaten Kreis. Sie sind die Wellen im Ozean unserer Erfahrungen – wir können sie nicht verhindern, aber wir können lernen, auf ihnen zu surfen.
Wir können entscheiden, wen wir in unser Leben lassen, wem wir zuhören, und – ganz besonders wichtig – wen wir wählen. Denn wenn ganze Parteien ihre Grundsätze je nach Publikum wechseln, gefährden sie mehr als nur ihre Glaubwürdigkeit. Sie gefährden das Vertrauen, das Fundament jeder Gemeinschaft.
Meine Hochachtung gilt all jenen, die standhaft bleiben – die nicht bei jedem Windhauch ihre Farbe wechseln, sondern wie ein tief verwurzelter Baum auch in stürmischen Zeiten nicht ins Wanken geraten.
Herzliche Grüße aus Hannover
Euer Benny

