PHOTOGRAPHIE 04.2005
Dieser Artikel wurde in der Fotofachzeitschrift “PHOTOGRAPHIE” (Ausgabe 04. 2005) veröffentlicht.
PROFITIPPS
Wunderbare Wildnis
Wo andere aus der Distanz mit dem Teleobjektiv arbeiten, sucht Benny Rebel die Nähe zu seinen tierischen Motiven. Hier zeigt er, wie ihm seine unkonventionellen Bilder gelingen.
Tipp 1
Geduld und Planung
Tierfotografie ist keine Schnappschussfotografie. Um gute Bilder zu schießen, brauchen Sie Geduld, einen Blick für die Bildgestaltung und ein blitzschnelles Reaktionsvermögen, damit Sie auch nach einer langen Wartezeit im richtigen Moment auf den Auslöser drücken. Vor allem aber müssen Sie die Tiere, die Sie fotografieren möchten, genau kennen. Studieren Sie ihr Verhalten, ihre Fluchtdistanz und ihre Gewohnheiten. Wenn Sie im Voraus erahnen können, was ein Tier als Nächstes tut, gelingen Ihnen die besten Bilder, weil Sie im richtigen Moment am richtigen Platz sind. Wer ohne Planung loszieht, ist zu sehr vom Glück abhängig. Außerdem ist es überlebenswichtig, einschätzen zu können, ob ein Löwe nur “spielen” will oder im Fotografen seine nächste Mahlzeit sieht.
Tipp 2
Zoo(m)-Tricks
Nicht immer hat man die Gelegenheit, Tiere in freier Wildbahn abzulichten. Wenn Sie durch Glasscheiben oder Drahtzäune in Tiergehegen fotografieren müssen, sollten Sie lange Brennweiten verwenden und die Frontseite Ihres Objektivs direkt auf die Glasscheibe oder das Gitter drücken. Dies eliminiert weitgehend die störenden Elemente im Vordergrund. Mit langen Brennweiten und offener Blende können Sie einen störenden Hintergrund in Unschärfe auflösen. Bei Anlagen, in denen die Tiere nicht allzu schön und artgerecht untergebracht sind, sollten Sie versuchen, immer einen kleinen Ausschnitt oder Details zu fotografieren. Es sei denn, Sie möchten genau diesen Missstand dokumentieren.
Tipp 3
Lieblingsplätze suchen
Tiere bewegen sich häufig nur in einem bestimmen Territorium. Oft haben sie einen Lieblingsplatz, an den sie immer wieder zurückkehren – das könnten beispielsweise Wasserstellen oder Lichtungen sein. Bei einheimischen Tieren können Sie das selbst beobachten. Wenn Sie exotische Tiere in einem Nationalpark fotografieren möchten, erleichtern Tipps von Einheimischen oder Rangern die Suche. Für diese Aufnahmen (links und Rrechts) habe ich tagelang am Mara-Fluss in Kenia gewartet und wollte fotografieren, wie die Weidetiere den Fluss überqueren, aber es passierte nichts! Also wartete ich weiter. Plötzlich überquerte ein Zebra den Fluss und wurde von den auf der Lauer liegenden Krokodilen attackiert. Ich hatte meine Kamera schussbereit und konnte so spektakuläre Bilder aufnehmen.
Tipp 4
Ungewöhnliche Ansichten
Reine Tierdokumentationen bewegen nur noch wenige Betrachter. Spannender sind Aufnahmen, die eine ungewöhnliche Sichtweise und Interpretationen der Natur zeigen. Heute kann man mit einem scharf abgebildeten Löwenporträt in gutem Licht keinen Preis mehr gewinnen. Früher waren solche Bilder eine Sensation. Suchen Sie nach Perspektiven, aus denen die Tiere selten oder noch nie fotografiert wurden.
Tipp 5
Scheibenstativ oder Bohnensack
Falls Sie bei einer Auto – Safari aus dem heruntergekurbelten Fenster heraus fotografieren, verwenden Sie am besten immer ein Auto – Scheibenstativ oder einen Sack Bohnen zum Abstützen Ihrer Kamera. Dies vermindert die Gefahr, die Aufnahme zu verwackeln. Wenn Sie zu zweit reisen, setzen Sie sich am besten hintereinander, nicht nebeneinander. So behindert man sich nicht gegenseitig und kann gleichzeitig aus einer Seite des Autos heraus fotografieren. Bei der Tierfotografie zählt im richtigen Moment jede Sekunde und Ihre Schnelligkeit entscheidet zwischen einem Superbild und einer gewöhnlichen Aufnahme.
Tipp 6
Digital im Busch?
Generell spielt es keine Rolle, ob Sie analog oder digital fotografieren. Ich habe mich vor zwei Jahren entschieden, nur noch digital aufzunehmen, weil ich so schneller und effizienter arbeiten kann. Allerdings sollte die Digitalkamera mit einer sehr kurzen Auslöseverzögerung arbeiten. Wenn Sie zu Fuß unterwegs sind, sollten Sie nicht zu viel Equipment mitnehmen, aber denken Sie unbedingt an Ersatzakkus und genügend Speichermedien. Wenn möglich beschränken Sie sich auf eine robuste Kamera und ein Objektiv mit großem Zoombereich.
“Ich bin Buschsüchtig”
Auf der Suche nach spektakulären Motiven für seine Tierfotografien reist Benny Rebel, Jahrgang 1968, seit einigen Jahren rund um den Globus: Südafrika, die Dominikanische Republik, Namibia, die Galapagos-Inseln oder Sambia – sind nur einige Stationen seiner Fototrips. Der gelernt Feinmechaniker entdeckte 1998 über sein Engagement für den Umweltschutz die Naturfotografie. Um aus der großen Zahl der Tierfotografen herauszustechen, wagt er immer neue Perspektiven und kurze Aufnahmedistanzen zu wilden Tieren. Für ihn ein erfolgreiches Konzept: Im Jahr 2000 konnte der Hannoveraner seine Leidenschaft zum Beruf machen: Seitdem lebt er als professioneller Tierfotograf vom Verkauf seiner Bilder, von Naturfotoworkshops und Multimedia-Shows. Für seine Arbeiten ist er vielfach ausgezeichnet worden, 2002 und 2003 war er beispielsweise der beste Naturfotograf beim renommierten “Austrian Super Circuit.”