

Der Tag begann mit dem Versprechen wilder Schönheit – und endete in einer Nacht, die leiser, tiefer, ehrlicher sprach als jedes Wort es könnte.
Am Morgen waren es die drei Leoparden, die sich wie Schatten durch das goldene Licht der Savanne bewegten. Ihre Bewegungen – lautlos, kontrolliert, voller innerer Kraft – waren wie ein Tanz mit der Unsichtbarkeit. Der Busch schwieg ehrfürchtig, als ob selbst die Akazienbäume den Atem anhielten. Der erste Vormittag unserer Fotosafari fühlte sich nicht an wie ein Beginn, sondern wie ein Einweihungsritual in eine andere Wirklichkeit – eine, in der Instinkt und Poesie Hand in Hand gehen.
Doch es war der Abend, der alles veränderte.
Unser Guide – ein Mann mit dem stillen Wissen dessen, der mit der Wildnis lebt – flüsterte von einer Familie, sechzehn Löwen stark, irgendwo verborgen im Herzen des Parks. Wir sagten Ja, nicht nur mit den Lippen, sondern mit der Sehnsucht unserer Linsen, mit dem inneren Hunger nach mehr als nur einem Foto. Wir wollten eine Begegnung. Eine Geschichte. Ein Gedicht aus Licht und Dunkelheit.
Am späten Nachmittag fanden wir sie – majestätisch, faul, wachsam, wie aus Stein gemeißelt und doch atmend, fühlend, lebendig. Wir waren Augenzeugen, stille Beobachter.
Doch die Nacht, oh – die Nacht war unsere Bühne.
Mit zwei Geländewagen, zwei starken Spotlights und noch stärkeren Visionen durchbrachen wir die Schwärze. Kein grelles Blitzlicht, keine Hast, kein Touristenblick. Sondern Licht wie ein Pinselstrich. Schatten wie Tinte. Jeder Strahl, den wir lenkten, war eine Komposition. Jeder Blick der Löwen, eingefangen im Kreis des Lichts, war eine Offenbarung.
In der Dunkelheit begann etwas zu leuchten, das nicht nur im Fell der Löwen lag. Es war unsere eigene Kreativität, die in diesen Momenten erwachte. Wir malten mit Licht. Wir schufen Bilder, die nicht einfach nur zeigen – sondern erzählen. Von Nähe und Distanz, von Achtung und Anmut, von einer Welt, die den meisten verborgen bleibt, weil sie nicht sehen, sondern nur betrachten.
Diese Nacht war kein Jagderfolg, kein Triumph über das Wilde – sondern ein Dialog. Zwischen uns und der Natur. Zwischen Technik und Intuition. Zwischen dem Moment und der Ewigkeit.
Und so war der erste Tag unserer Reise nicht einfach erfolgreich. Er war ein Gedicht. Geschrieben auf Zebrasand und Löwenspuren, beleuchtet vom inneren Feuer und zwei Taschenlampen. Ein Kapitel in unserem Buch des Sehens – tief, echt, unvergesslich.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.






